64
B. Asien.
sehr bedeutenden Zoll für jeden Besuch von den Fremden, welche die Kirchen
besehen wollen; daher manche Reisende mehrere Tage im Innern verweilt
haben und von den darin wohnenden Mönchen sich haben beköstigen lassen,
welchen übrigens selbst die Lebensmittel nur durch Löcher in den verschlossenen
Thüren gereicht werden. Aus dieser Kirche steigt man einige Stufen zu
einer zweiten empor, welche angeblich auf dem Calvarienberge liegt, und
wo die Löcher, in welchen die drei Kreuze gestanden haben sollen, gezeigt
werden; noch weiter östlich befindet sich eine dritte Kirche in dem Hügel
selbst, wo man zur Zeit, als die Kaiserin Helena in Jerusalem war, im
Anfange des 4. Jahrh., das wahre Kreuz will gefunden haben. Schon
diese kurze Darstellung reicht hin, die Aechtheit aller dieser heilig gehaltenen
Oerter sehr verdächtig zu machen, die doch wohl unmöglich nur so wenige
Schritte von einander dürften gesucht werden und aus jeden Fall im Mittel-
puntte der alten Stadt müßten gelegen haben, während alle Berichte der
Evangelisten deutlich angeben, daß der Ort der Kreuzigung und das Grab
außerhalb der Stadt gelegen. Neuere Reisende haben nur mit dem tiefsten
Unwillen die frevelhaften Gaukeleien, womit die Unwissenden am heiligen
rabe getäuscht werden (wenn z. B. im Osterfeste alle Lampen am Grabe
gelöscht werden und die Priester vorgeben, daß ein wunderbares Feuer vom
Himmel sie wieder anzünde), und die ärgerlichen alle Vorstellung über-
steigenden Zänkereien, ja Balgereien der verschiedenen Parteien am Grabe
selbst betrachten können; dies Alles, verbunden mit den dabei mit Peitschen
die Ordnung nothdürftig erhaltenden Türken zeigt den unendlich tiefen Ver-
fall des Christenthums im Orient und ist wohl mehr geeignet, Ekel, als
Andacht einzuflößen. Die Zahl der Pilger, welche das heilige Grab besuchen,
ist in neueren Zeiten gesunken, auch sind die Abgaben, welche vom Eintritt in
das gelobte Land und bei den vielen Punkten der frommen Wallfahrt an
die Türken bezahlt werden müssen, sowie die sogenannten freiwilligen Geschenke
an die Mönche, so bedeutend, daß nur Wohlhabende einen solchen Aufwand
bestreiten können. Reicher und bedeutender, als die der Katholiken, sind
die Kirchen, Klöster und Hospicien der Griechen und Armenier; das Kloster
der Letzteren auf dem Berge Zion besonders soll an 1000 Zimmer entt
halten und ihre Kirche die schönste in der Stadt sein. Von den übrigen soge-
nannten Heiligthümern, welche die Pilger vorschriftsmäßig besuchen, als das
Haus des Pilatus, die Wohnung des Herodes, die verschiedenen Puntte,
welche die Leidensgeschichte des Herrn bezeichnen sollen, welche alle nur
Trümmerhaufen von unbezweifelter Unächtheit sind, enthalten wir uns billig
zu reden. — Unter den muhammedanischen Gebäuden ist nur eins von
Wichtigkeit, die prächtige Moschee, welche der Chalis Abdu'-l-mälik 686
erbauen ließ und welche von seinen Nachfolgern noch bedeutend vergrößert
ward. Auf einem 550' langen und 450' breiten^ mit schönen Cypressen
und anderen Bäumen besetzten Platze, Haramel Scherif genannt, stehen
zwei Hauptgebäude, die prächtige Salomons-Moschee oder Kubbet es
Sakara h; sie bildet ein regelmäßiges Achteck, im Innern stehen nicht weit
von den Wänden 24 Säulen, und mehr nach t er Mitte zu 16 andere,
durch ein eisernes Gitter verbundene, die Kuppel tragende Säulen, welche
einen runden Raum einschließen, in dessen Mitte, gerade unter dem Thürmchen,
welches die Kuppel krönt und durch welches Licht in das Gebäude fällt,
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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I. Asiatische Türkei. 4. Syrien.
65
ein weißer Stein von unregelmäßiger Gestalt liegt, auf welchem man eine
Fußspur Muhammeds sehen will. In geringer Entfernung auf demselben
Platze steht ein Bethaus, El-Aksa genannt, ebenfalls mit einer Kuppel,
welche auf vielen Marmorsäulen ruht. Kein Jude und kein Christ darf
bei Todesstrafe diesen heiligen Bezirk betreten. Das Ganze liegt im süd-
östlichen Theile der Stadt, am Rande der Abgründe, auf dem nämlichen
Platze, welchen einst der Tempel einnahm, und wird eben deshalb von den
Muhammedanern (nächst Mekka und Medina) für den dritten ihrer heiligen
Oerter gehalten. Der Padischah in Constantinopel hat dem jetzigen Kaiser
der Franzosen die St. Annakirche zum Geschenk gemacht. Rach der Tra-
dition wohnte an ihrer Stelle die heilige Anna, die Mutter der Maria. —
Außerhalb der Stadt bemerken wir im südlichen Thäte die Quelle S i l o a h,
welche dem Kidron zufließt; sie erhält ihr Wasser durch einen unterirdischen
Canal aus der etwas nördlicher gelegenen sogenannten Marienquelle. Im
östlichen Thäte, welches einen Theil des Jahres hindurch vom Kidron
bewässert wird, befinden sich auch viele Gräber aus verschiedenen Zeiten,
unter anderen ganz nördlich eins, welches für das der Jungfrau Maria, jedoch
ohne allen Grund, ausgegeben wird. Roch jetzt begraben hier die Juden aus
der Stadt ihre Todten; hier will man auch noch die Stelle des Gartens
von Gethsemane finden: einige sehr alte Oelbäume in einer Befriedigung
sollen den Platz bezeichnen. Der Oelberg, welcher dieses Thal östlich
begrenzt, ist jetzt fast ganz ohne Anbau; doch sieht man noch einige Obst-
bäume daraus; dieser Berg ist der höchste in der nächsten Umgegend und
von ihm überschaut man die ganze Stadt; auf seinem Gipfel, an der Stelle,
von wo man meinte, daß der Herr gen Himmel gefahren, sieht man die
Ruinen einer von der Kaiserin Helena erbauten Kirche und eine kleine
Moschee. Nördlich, eine kleine halbe Stunde von der Stadt, befinden sich
ebenfalls mehrere schöne Gräber, wie alle übrigen in Felsen gehauen und
zum Theil noch mit steinernen Thüren versehen; man giebt sie fälschlich
für die Gräber der Könige aus. — Die Bevölkerung von Jerusalem beträgt
etwa 25,000 Seelen; darunter 9000 Christen und 4000 Juden; sie nährten
sich bisher großentheils von Anfertigung von Rosenkränzen, Crucifixen,
Reliquienkästen und anderen dergleichen von den Pilgern gesuchten Dingen.
Die Juden, in einige schmutzige Straßen im südlichen Theile der Stadt
zwischen dem Moriah und dem Sion eingeschlossen, sind hier überaus
elend und arm. Seit 1841 ist hier von England und Preußen ein evan-
gelisches Bisthum errichtet worden. — Die ganze Umgegend von Jerusalem
ist der Unsicherheit wegen verlassen und öde und eine eigentliche Felsenwüste
geworden.
2 St. südöstlich von Jerusalem liegt in einer fruchtbaren und lieblichen
Gegend, zwischen Bergen und Thälern, der kleine Ort Bethlehem, 2450"
hoch, mit 3000 Einw. In der sehr schönen, aber sehr verfallenen Marien-
kirche, welche die Kaiserin Helena erbaut, zeigt man eine enge Höhle, in
welcher angeblich der Heiland geboren sein soll. Um die Kirche liegen drei
Klöster, der Katholiken, Griechen und Armenier, welche sich hier wie in
Jerusalem um den Besitz der Kirche und des Heiligthums streiten. In
der Nähe befindet sich ein anderes Kloster mit einer Johannes dem Täufer
geweihten Kirche, welche angeblich an der Stelle steht, wo er geboren.
Blanc's Handbuch Ni. 8te Aufl.
5
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Muhammeds Maria Maria Maria Helena Helena Johannes
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Mekka Medina Constantinopel Maria Gethsemane Oelberg Jerusalem Moriah England Jerusalem Jerusalem Bethlehem Jerusalem Heiligthums
Vi. Ostindien. 1. Hindustan.
125
oder mehrere Tempel; das Innere ist mit Basreliefs bedeckt und mit Tau-
senden von Götterbildern angefüllt. Selbst die Brahminen wissen nicht
anzugeben, wann diese Wunder gemacht worden. Europäer, die sie ge
sehen, glaubten, daß Tausende von Jahren zu ihrer Anferttgung gehört
hätten. Die Höhlentempel von Elephantina und Salsette unweit Bombay
sind ähnlich, nur nicht von solchem Umfange. Noch anderer Art ist end-
lich ein mehrere Meilen langes Granitvorgebirge im S. von Madras,
welches ganz zu Grotten, Tempeln, Sälen, Herbergen ausgehauen ist.
Die Schiffer nennen es die sieben Pagoden, wovon indeß die meisten jetzt
unter Wasser stehen; bei den Eingeborenen heißen diese Bauwerke Mavali-
puram. — Der Cultus in den Pagoden wird von den Priestern, welche
allezeit Brahminen sind, verrichtet; sie haben eigene, völlig steuerfreie Län-
dereien und außerdem noch bedeutende Einkünfte von den Opfern und Ge-
schenken der Andächtigen. Der tägliche Cultus besteht darin, daß die
ötterbilder gebadet, gewaschen, gesalbt und bekleidet werden, während vor
den Bildern Lampen brennen, worauf Weihrauch verdunstet, und die Baja
deren unter feierlicher Musik ihre Tänze aufführen; auch werden den Göt-
tern die Opfer des Volks, welche in Lebensmitteln, Blumen, Früchten
u. s. w. bestehen, dargebracht. Bei manchen sehr feierlichen Gelegenheiten
werden sogar gegen die gewöhnliche Sitte Thiere geopfert und verbrannt;
ja es ist gewiß, daß wenigstens ehemals auch Menschenopfer, besonders von
Kindern, stattgefunden haben. Außer dem täglichen Gottesdienst giebt es
noch viele Feste, wovon einige mehrere Tage dauern und die den mancherlei
Gottheiten zu Ehren gefeiert werden. Eins der berühmtesten ist das
Wagenfest oder Tirunal. Es dauert 10 Tage und zieht, wenn es bei
einer berühmten Pagode gefeiert wird, eine unendliche Menge von Pilgern
herbei. In den ersten Tagen werden viele Processionen in und außer dem
Tempel angestellt, wobei das Götzenbild dem Volke gezeigt wird. Am
letzten wird das Bild auf einen ungeheuer hohen und starken Wagen ge-
setzt, an welchem oft mehrere tausend Menschen ziehen, und nicht selten
stürzen sich wahnsinnige Schwärmer unter die Räder, um schnell und sicher
in Brahmas Himmel zu kommen. Für das Volk selbst giebt es eine Un-
zahl von kleinlichen Religionsvorschriften, die vorzüglich in vielen Abwa-
schungen, Opfern, Fasten und Gebeten bestehen. Sünden werden durch
Abwaschungen, Fasten und Opfern, zuweilen auch durch beschwerliche Pil-
gerfahrten gebüßt; bei den für heilig gehaltenen höheren Classen der Brah-
minen steigen die für verdienstlich geachteten Selbstpeinigungen bis znm
unbegreiflichsten Wahnsinn. Einige verbleiben Jahre lang in den unbe-
quemsten Stellungen, ohne je ihren Platz zu verändern, so daß sie den
Gebrauch ihrer Glieder verlieren; andere ziehen sich in Höhlen zurück, wo
sie von dem Volke genährt werden; andere liegen Jahre lang aus Brettern,
aus welchen spitze Nägel hervorragen; noch andere zerfleischen und zer-
fetzen sich den ganzen Körper oder lassen sich an eisernen Haken, die ihnen
durchs Fleisch des Rückens getrieben werden, in die Höhe ziehen und in
der Luft im Kreise umherdrehen. An Schulen fehlt es zwar nicht, sowohl
solchen, in welchen nur Lesen und Schreiben, als auch solchen, worin Ge
schichte, Astronomie, Philosophie und Theologie gelehrt wird, letztere nur
für Brahminen; aber bei einem großen Theile des Volks zeigt sich
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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Extrahierte Personennamen: Hindustan
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Elephantina Bombay Madras Brahmas
Ix. Das Kaiserthiim Japan.
223
geben in einem weitläufigen Palaste in Mijako, und selbst sein Name wird
dem Volke erst nach seinem Tode bekannt. Alle Befehle und Gesetze wer-
den zwar noch in seinem Namen erlassen und selbst der Taikun (der
eigentliche Kaiser, das weltliche Oberhaupt), auch Seogun oder Kubo
genannt, nimmt Ehrentitel von ihm an und fragt ihn bei wichtigen An-
gelegenheiten um Rath; allein auf die Regierung und die Angelegenheiten
des Landes hat er nicht den geringsten Einfluß. Trotzdem wird er vom
Volke wie ein Gott auf Erden betrachtet. Alles, was er berührt, ist heilig;
er stirbt nicht, sondern erneuert von Zeit zu Zeit seine Seele. Sein Hof
besteht aus 22,000 Priestern, welche in den 4000 Tempeln der ungeheuren
Stadt den Dienst verrichten. Der Leichnam eines verstorbenen Dai'ri ver-
wandelt sich durch ein Wunder in eine lebendige Person, indem die Priester
unter einem verschleierten Baldachin den Leichnam durch seinen Sohn und
Erben ersetzen. Nachdem dann
nächsten Nacht
Leichnam
Verstorbenen von den Priestern in einem Tempel (wer sich demselben zu
nahen wagt, wird lebendig verbrannt) dem Feuer übergeben worden, durch-
zieht der neue Dairi, von allen Priestern umgeben, auf einem von 100
Schimmeln gezogenen Wagen die Stadt, wo alles Volk ihm göttliche Ver-
ehrung zollt.
alle Criminalprocesse niedergeschlagen
Erbsürsten
Feier werden alle Gefangenen freigelassen und
— Bis setzt giebt es zwar viele
ihren Gebieten unumschränkt herrscken
aber doch so gänzlich vom Kubo abhängen, daß er sie verbannen und hin-
richten lassen kann; auch müssen ihre Familien stets als Geißeln in der
Residenz des Kubo wohnen
dort aufhalten, stets von Sp
sie
jährlich mehrere Monate sich
Sie bilden die erste Classe.
Die zweite Classe sind die Edeln, die dritte die Priester, die vierte und
fünfte die Soldaten. Diese Classen, mit Ausnahme der Priester, haben
Recht
Schwerter und
Pantalons zu tragen.
sechste
Classe bilden die Großhändler, die siebente die Krämer, Handwerker und
Künstler, die achte die Bauern und Tagelöhner. Unter der achten Classe
stehen noch, wegen des Abscheues der Japanesen gegen das Todte, die Leder-
arbeiter und Gerber. Die Sclaven bestehen aus den Nachkommen ehema-
liger Kriegsgefangenen und aus solchen Kindern, welche die Eltern aus
Armuth verkauft haben. — Die Kriegsmacht der Japaner ist nicht unbe-
trächtlich, denn sie beläuft sich auf Million; außer den eigentlichen
Die
Reichstruppen
Kubo hält noch jeder Damjo ein
^f 91 Ci i # . r r
Heer
Theil mit Luntenslinten versehen, die meisten führen
Bogen. Die Artillerie ist ganz unvollkommen. Noch schlechter sind die
Fahrzeuge der Japaner; Kriegsschiffe haben sie gar nicht, und selbst ihre
Handelsfahr
äußerst schlecht
Handel
>aner war ehemals sehr bedeutend; jeder Fremde durfte zu ihnen
besuchten alle Theile Indiens; aber die argwöhnische Politik Taiko-samas
indert. Der Uebersichtlichkeit wegen wollen wir
hatte dieses gänzlich
Hiogo
Hakod
welche
Welthandel
(Jokuhama
Es sind:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
354
A. Europa.
lichen Tirol vertrieben. Nach den Schlachten bei Regensburg drangen zwar
die Feinde wieder ein, wurden aber bei Innsbruck geschlagen und wieder
vertrieben. Die unglückliche Schlacht bei Wagram führte im Juli einen
Waffenstillstand herbei, nach welchem die Oesterreicher Tirol räumen muß
ten, und Baiern und Franzosen drangen aufs Neue vor; aber aufs Neue
wurden sie von den sich selbst überlassenen Tirolern wieder am Jselberge
bei Innsbruck geschlagen und zum Rückzüge genöthigt. Hofer war nun der
allgemein anerkannte Anführer. Als aber der Wiener Friede, 14. Oct.,
der ungeheuren feindlichen Uebermacht freien Spielraum gab, unterwarf sich
auch Tirol im November. Neue Unruhen, zu welchen falsche Nachrichten
den muthigen Hofer verleitet hatten, zwangen ihn, sich einige Monate in
einer abgelegenen Alpenhütte zu verbergen, bis er endlich durch ten Lerratb
eines persönlichen Feindes von den Franzosen ergriffen, nach Mantua ge-
bracht und nicht durch das in seiner Meinung getheilte Kriegsgericht fran-
zösischer Offiziere, sondern auf ausdrücklichen Befehl Napoleons aus Mai-
land am 20. Februar 1810 erschossen ward. Das Land wurde nun zwi-
schen Baiern, Italien und Jllyrien getheilt und unnatürlich zerrissen, bis
die Jahre 1813 und 1814 es seinen alten Herrschern mid dem Volke seine
alte Verfassung wiedergaben. — Im nördlichen Theile liegen:
Innsbruck (0(3ni pons, 1750' h.) am Inn, über welchen eine
schöne Brücke führt, die der Stadt den Namen gab und 1809 Schauplatz
furchtbarer Kämpfe war. Sie hat 14,230 gewerbfleißige und nicht unbe-
trächtlichen Handel treibende Einwohner und liegt in überaus malerischer,
von Riesengipfeln (Groß-Solstein 9370') umragter Ebene; die schöneren
Vorstädte machen um so größeren Eindruck, je kleiner und alterthümlicher
die in halb italienischem Geschmacke gebaute eigentliche Stadt ist. Von
den 2 Schlössern ist das neuere von Maximilian 1. erbaut. Sehenswurdig
sind: die Hoskirche mit einem überaus prachtvollen Denkmale Maximilians!.,
von 28 kolossalen Broncestatuen (Löffler und Godl 1513) umgeben und
mit herrlichen Marmorbasreliefs von Kolm aus Mecheln (1566) geziert;
in derselben ist auch die „silberne Capelle" mit dem marmornen Grabmal des
Erzherzogs Ferdinand und seiner Gemahlin, der schönen Philippine Welser aus
Augsburg. Dieser Capelle gegenüber steht seit 1834 die Marmorstatue
Andreas Hofers, dessen Gebeine auch hierher gebracht worden sind; sie
stellt ihn in Tirolertracht, mit aufgerollter Fahne in der Hand, dar. Die
ladtpfarrkirche, das Landhaus, das Kanzleigebäude, mit dem „goldenen
Dachet", die Triumphpforte in der Neustadt u. s. w. 1672 ward hier
eine Universität gestiftet, welche 1782 in ein Lhceum verwandelt, 1792
wieder hergestellt, 1810 jedoch abermals aufgehoben lind 1826 wieder zu
einer Universität mit einer philosophischen und einer juristischen Facultät
erhoben worden ist. Innsbruck hat ein 1832 gegründetes naturhistorisches
Museum Ferdinandeum, welches auch zahlreiche andere Sehenswürdig-
keiten enthält. > 2 Meile von Innsbruck liegt das schöne, durch seine vom
Erzherzoge Ferdinand im 16. Jahrhundert angelegte, 1806 nach Wien ge
flüchtete, aber wieder dahin zurückgebrachte Sammlung berühmte schloß
Ambras. — Hall, 1 Meile unterhalb Innsbruck, wo der Inn schiffbar
wird, mir 4330 Einw., mit Speckbachers Grabmal und einer großen^Sa-
line, welche die aus dem über 2 St. entfernten Salzberge kommende Soole
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Maximilian Maximilian Maximilians Ferdinand Ferdinand Philippine_Welser Capelle Andreas_Hofers Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Europa Regensburg Baiern Mantua Baiern Italien Groß-Solstein Maximilians Mecheln Augsburg Wien Ambras
500
A. Europa.
des Trajan von blendend weißem Marmor, und etwas weiterhin ein zweiter,
dem Papste Benedict Xiv. zu Ehren erbauter, welcher den Hafendamm
ausbessern und verlängern ließ. Die Stadt gehört zu den lebhaftesten See-
städten Italiens und zählt 31,857 Einw., worunter ca. 5000 Inden. Etwa
3 M. südlich davon liegt der berühmte Wallfahrtsort Loretto, unweit des
Musone, auf einem Hügel, mit 8000 Einw. Er besteht aus einer einzigen
Straße; aus dem Marktplatz steht eine schöne eherne Statue Siptuö V.
Die Hauptkirche della Santa (Jasa (vom heiligen Hause) von bedeutendem
Umfange enthält das eigentliche Heiligthum; dies ist nichts Anderes, als
das aus Holz und Backsteinen bestehende, 32' lange, 13' breite und 19'
hohe Haus, welches Maria zu Nazareth bewohnte und welches, der Legende
nach, Engel 1291 nach Tersate bei Fiume in Dalmatien, von da 1295 in
einen Wald bei Recanäti und endlich einige Monate später an den jetzigen
Ort gebracht haben; die Verehrung desselben beginnt jedoch erst nach dein
Jahre 1400. Es steht frei mitten in der Kirche und ist auswendig ganz
mit Marmor betleidet, welcher die herrlichsten Sculptnrarbeiten enthält. Im
Innern befinden sich eine hölzerne Statue der Maria, welche mit den köst-
lichsten Stoffen bekleidet wird, und unzählige Weihgeschenke. Die Zahl der
sonst jährlich hierher Pilgernden überstieg oft 100,000, hat aber außer-
ordentlich abgenommen. Aus den prachtvollen Geschenken vieler Fürsten
und Anderer war ein unermeßlich reicher Schatz gesammelt worden, wovon
aber, als die Kostbarkeiten 1798 bei der Annäherung der Franzosen entfernt
wurden, sehr viel abhanden gekommen sein soll. — Südlicher liegt Mace-
rata, mit 10,000 Einw., in höchst fruchtbarer Gegend, und Ferniu, mit
8000 Einw., welche starken Handel in Getreide und Wolle treiben. — Der
am Fuße des Apennin gelegene kleine Ort Tolentiuo ist sowohl wegen des
1797 hier zwischen Frankreich und dem Papste geschlossenen Friedens, in
welchem die Auslieferung vieler Kunstwerke bedungen war, als auch wegen
der Schlacht am 2. und 3. Mai 1815 merkwürdig, in welcher Murat gänz-
lich besiegt wurde. — Nördlich von Ancona liegt am Meere Linigaglia,
das alte Lena Gallia, eine unbedeutende Hafenstadt mit 10,500 Einw.
und einer berühmten Miesse, der größten in Italien; hier wurde die Sän-
gerin Catalani geboren. — Pesaro (Pisauriuu), an der Mündung der
Foglia (Isanrus), in sehr angenehmer Gegend, ist eine schön gebaute istadt
und 10.740
einem kleinen Hafen, einem
Einw
)
» *
Ult
Herzöge von Urbtno
en
Innern
lindes ausnehmend
14 um
1
einem hohen Berge
7000
Geburtsort Raphaels
ohlgebaute Stadt Urbino
rin
Mittelalter war
m t
Liebe
Hauptstadt eines eigenen Herzogthums, dessen
Wissenschaften
unberühmt
Ascoli
8cu
m
000 Einw.. am Tronto
Handel
Fabriken von
jolica rc.
11) Provinzen d e r E m i l i a, welche früher zum Kirchenstaate gehörten,
sind: Bologna, Ferrara, Forli und Ravenna.
Wir nennen nur die wichtigsten Ortschaften und beginne» mit der
südöstlichsten Provinz Forli. An der Eisenbahn und dem Adriatischen Meere
liegt Rimini, das alte Ariminum, einst eine wichtige See>ladt; jetzt aber
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie]]
Extrahierte Personennamen: Loretto Maria Maria Maria Maria Lena_Gallia Catalani
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italiens Nazareth Fiume Dalmatien Frankreich Ancona Linigaglia Italien Pesaro Raphaels Urbino Bologna Ferrara Ravenna Rimini
568
A. Europa.
v. Chr. erhielt dieses Land eine demokratische Verfassung. Die Alten
schildern dasselbe als einen ununterbrochenen Frucht- und Lustgarten. Der
bedeutendste Fluß der Halbinsel, der Alpheus, mündet hier. — Der be-
rühmteste Ort im Lande war
Olympia, am rechten Ufer des Alpheus. In älterer Zeit soll hier
eine Stadt Pisa gestanden haben. Olympia selbst war keine Stadt, sondern
der zu den beriihmten Spielen geweihte Ort, mit weitläufigen Anlagen,
Hainen, Tempeln, Altären re. In dem heiligen Olivenhaine Altis lag
der große Tempel des Zeus; er war mit einer kolossalen Statue des Gottes,
in sitzender Stellung, welche Phidias aus Gold und Elfenbein gearbeitet,
geziert; auf dem Hügel Kronion wurde der heilige Schatz aufbewahrt.
Der Ursprung jener Spiele, wahre Nationalfeste der Griechen, bei welchen
sich ursprünglich nur Eleer, dann Hellenen aus allen Stämmen und aus
entlegenen Pflanzstädten in Menge versammelten, ist in tiefes Dunkel ge-
hüllt; die Sage nennt den Herkules als ersten Stifter. Der wilde Einfall
der Herakliden hatte sie unterbrochen; Jphitus stellte sie 884 v. Chr. wieder
her, und noch einmal unterbrochen, wurden sie von Choröbus 776 v. Chr.
wieder erneuert und erhielten sich bis zum Untergange Griechenlands. Die
Spiele wurden jedes fünfte Jahr, im Juli, fünf Tage lang gefeiert. Nach
einem feierlichen Opfer wurden Wetttennen zu Wagen, zu Pferde und zu
Fuß, Springübungen, Scheiben- oder Discnswerfen, Ring- und Fansttampfe
gehalten. Diese 5 Uebungen hießen das Pentathlon, der Fünfkampf;
mit Ausnahme der Priesterinnen der Ceres (Demeter) durften nur Männer
ihnen beiwohnen. Am Schluß des Festes wurden auch musikalische und
dichterische Wettstreite gehalten. Die Eleer waren Richter, ganz Griechen-
land Zeuge; die Sieger wurden mit dem Laube eines geheiligten Oelbaums
gekrönt. Dem Sieger in den olympischen Spielen widerfuhr übermensch-
liche Ehre; seine Vaterstadt hielt sich durch ihn verherrlicht; die größten
Dichter feierten sein Lob; Statuen wurden ihm zu Ehren errichtet. Von
den solche Siege verherrlichenden Hymnen sind uns von dem trefflichsten
Dichter in dieser Art, Pindärus, 45 übrig geblieben; er war aus Theben
gebürtig und lebte um das Jahr 500 v. Chr. Diese den Griechen so
höchst wichtigen Feste dienten ihnen als Zeitrechnung; vier volle Jahre
inachten eine Olympiade aus, mau zählte vom Jahre 776 an. Wir be-
dienen uns hier dieser unbequemen Zeitrechnung nicht. — Das wichtigste
Gebäude an diesem Orte war der Tempel des Jupiter (Zeus Olympios);
zu den Spielen dienten das Stadion für die Wettlänfer zu Fuß, Ringer
il. s. w. ; der Hippodromus fiir die Wettrenner zu Pferde und zu Wagen;
das Theater auch wohl stir die musikalischen Wettkämpfe; das Prytaneum
oder der Versammlungsort der Richter. Uin diese Gebäude und Plätze
herum lagen die Wohnungen der Priester und mehrerer Einwohner, welche
sich nach und nach hier angesiedelt hatten. — Die eigentliche Hauptstadt
des Landes, Elis, lag am Peneus; sie ward erst nach dem persischen Kriege
erbaut. Ihr Hafen war Chilene.
4. Achaja, die nördliche Küste des Peloponnesns, war von Eliö,
Arkadien, Argolis, Korinth und dem Meere umgeben, welches hier den
tiefen korinthischen Meerbusen bildet. In den ältesten Zeiten hieß das Land
Aegialöa (Kllste) und ward von einem pelasgischen Stamme bewohnt;
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Zeus_Olympios Achaja
Extrahierte Ortsnamen: Europa Gottes Griechenlands Theben Korinth
X- Griechenland.
641
sich mehr mit Ackerbau und Handwerken beschäftigen, sind der achtbarste
Theil des Volks; sauf den Inseln, die sich einer größeren Unabhängigkeit
erfrenen, herrschte bisher mehr Freiheitsliebe und große mercantilische Thä-
tigkeit. Im Ganzen genommen sind die Griechen ein geistreiches, beweg-
liches, fröhliches Volk, welches bei Tanz und Gesang, die sie leidenschaftlich
lieben, häufig ihrer Unterdrückung vergessen; an Sittlichkeit aber stehen sie
in der Regel den Türken nach.
Im Aeußern haben sie viel von ihren
Unterdrückern angenommen; sie kleiden sich fast ganz wie sie, besonders die
Weiber, nur ist diesen das Tragen grüner Talare und gelber Pantoffeln
untersagt; auch ihre Lebensweise ist sonst die nämliche, nur daß die Weiber
nicht so eifersüchtig bewacht und von den Männern getrennt werden. In
der neueren Zeit hatte sich ein schöner Eifer für höhere Bildung hier und
da unter den Griechen geregt. Viele Jünglinge gingen nach Deutschland
und Frankreich, um dort vorzüglich Medicin zu studiren; man hatte ange-
fangen, mehrere neuere nützliche Werke ins Griechische zu übersetzen, und an
verschiedenen Orten, vorzüglich auf Chios und Kreta, waren durch patrio-
tische Beiträge bedeutende Schulanstalten errichtet worden. Nicht die tür-
kische Regierung, sondern die griechische Geistlichkeit hemmt und hindert am
meisten die aufblühende Bildung. Die Griechen bekennen sich bekanntlich
zu der nach ihnen benannten griechischen Kirche, welche in ihren Lehren
und Gebräuchen am meisten mit der römisch-katholischen übereinstimmt. Das
Oberhaupt der Kirche ist der Patriarch zu Constantinopel, welcher, ge-
wöhnlich^von vornehmem Herkommen, seine sehr einflußreiche Stelle mit
großen Summen von den Türken erkaufen muß. Unter ihm stehen Erz-
bischöfe, Bischöfe und Weltgeistliche oder Papas. Die griechische Kirche
hat auch zahlreiche Mönche und Nonnen, welche aber alle von der Regel
des heiligen Basilius sind und schwarze Gewänder tragen; das reichste und
bedeutendste Kloster ist das aus dem Berge Athos. Aus den Mönchen,
Kalogeros d. h. gute Greise genannt, werden die Bischöfe u. s. w. ge-
wählt; sie müssen stets unverheirathet sein; die Papas hingegen dürfen hei-
rathen, aber nur einmal und nur eine Jungfrau. In einigen Gegenden
zeichnen sich diese Mönche durch fleißigen Anbau ihrer Aecker und gute
Sitten aus, dagegen aber sind sie meist unreinlich und auf eine unbegreif-
liche Weise unwissend. Die Papas, ebenso unwissend wie sie, von den ge-
meinsten Sitten, voll Habsucht und Aberglauben, tragen am meisten dazu
bei, das unglückliche Volk in der tiefsten Unwissenheit zu erhalten. Der
ganze Gottesdienst besteht beinahe nur in gedankenlos verrichteten Gebräuchen,
widrig klingenden Gesängen u. s. w., welche bei der Armuth der meisten
Kirchen noch obenein nur einen kleinlichen, beinahe lächerlichen Eindruck ma-
cheu. Die höchste Verehrung bezeigen sie der Jungfrau Maria, deren Bild
sich in allen Kirchen befindet und welche sie Panagia, d. i. Allerheiligste,
nennen. Die griechische Kirche hat beinahe ebenso viele Festtage als die
römische; das größte ist das Osterfest, welches auch wohl deshalb mit so
ausschweifender, meist höchst sinnlicher Fröhlichkeit begangen wird, weil es
die langen, 40tägigen Fasten beendigt, welche mit großer Strenge gehalten
werden und während welcher sich der größte Theil des Volks mit den elen-
desten Nahrungsmitteln behilft. Außer diesen großen Fasten giebt es noch
viele andere im Lause des Jahres, und diese pünktlich zu beobachten, gilt
Blanc's Handbuch Ii. 8tc 41
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Deutschland Frankreich Chios Kreta Constantinopel
Viii. Oesterreich.
353
Ertrag abringen, und alljährlich sehen sich viele Tausende genöthigt, die
theure Heimath zu meiden, welche sie oft gleich den westlichen Nachbarn erst
in späten Jahren wiedersehen, nachdem sie als Hausirer u. s. w. in ganz
Europa ihr Gluck gesucht. Die Treuherzigkeit des Völkchens ist beinahe
sprichwörtlich, und besonders in den abgelegenen Thälern noch in der alten
Reinheit bewahrt; berühmt ihre Anhänglichkeit an Vaterland und Herrscher-
haus; daher wenige Länder so reich an erhebenden Erinnerungsplätzen (na-
mentlich in der Nähe seiner zahlreichen Engpässe) als Tirol. In jenen
Thälern muß man auch die besonders beim Meraner und Zillerthaler sehr
malerische Tracht der Bewohner suchen, welche in den Städten, wie überall,
theilweise der französischen Mode weichen mußte. Wie der Charakter, so
hat auch die Tracht des Aelplersi etwas Originelles. Obenan steht der mit
Federn und Gemsbart geschmückte, beiden Geschlechtern gemeine Hut. Ein
lederner graubrauner Rock, häufig vom Träger selbst bereitet, eben solche
oder lederne, die Knie bis zu den Strümpfen nackt lassende Hosen und derbe
Schuhe vollenden die kleidsame Uniform, zu welcher als weiterer Schmuck
noch der breite, mit dem Namenszuge gezierte Gürtel, der grüne Hosenträger
und das leicht geschlungene Halstuch tritt. Bekannt ist ihre Leidenschaft
für die Jagd und ihre Gewandtheit im Schießen, welche durch mit großen
Prämien begabte Schützenfeste genährt wird; weniger beachtet aber die
Thatsache, daß kein Land so viele, oft aus der tiefsten Armuth erstandene
Künstler und Gelehrte auszuweisen hat, wie Tirol (Peter Anich, Unterber-
ger u. s. w.).
Auch Tirol, so genannt vom Bergschlosse Tirol (Teriolis) in Vintsch-
gau, war seit den Zeiten Augusts den Römern unterworfen und gehörte zu
Rhätien, Vindelicien und Noricum. Als die germanischen Völker die rö-
mische Weltherrschaft zertrümmerten, war Tirol lange Zeit der Tummel-
platz verschiedener Stämme, bis es endlich nach dem Sturze der Longobar-
den dem großen carolingischen Reiche einverleibt ward. Im Mittelalter
blieb Tirol lange unter vielen geistlichen und weltlichen Herrschern getheilt
und litt sehr durch ihre Fehden, bis es gegen das Ende des 13. Jahrhun-
derts unter Mainhard Grafen von Görz vereinigt ward. Durch dessen
Enkelin Margarethe Maultasche kam es 1363 au das Habsburgische Haus
Oesterreich, dessen Fürsten, durch das Beispiel der benachbarten Schweizer
gewarnt, den Tirolern große Freiheiten gestatteten und dafür bis auf die
neuesten Zeilen als Lohn die unverbrüchlichste Treue derselben genossen.
Mehr als ein Mal hat Tirol, wichtig durch seine Lage zwischen Deutsch-
land und Italien, der österreichischen Monarchie als Vormauer gedient. So
schon im spanischen Erbfolgekriege, wo die Franzosen vergebens hier vorzu-
dringen suchten. Am herrlichsten hat sich der Muth und die Treue der
Tiroter im Jahre 1809 gezeigt, und der Name des unsterblichen Hofer
wird siets dem der edelsten Helden an die Seite gesetzt werden. Oesterreich
hatte, durch den unglücklichen Feldzug 1805 gezwungen, Tirol an Baiern
abgetreten; als aber der Feldzug 1809 vorbereitet wurde, zeigte sich die
gewaltigste Bewegung in Tirol, und Andreas Hofer, Sandwirth (sein
Gasthaus hieß Am Sande) im Passerthal, war die Seele aller Unterneh-
mungen. Vom 11. bis 13. April 1809 war beinahe das ganze Land durch
seine Bewohner von den Baiern befreit und die Franzosen aus dem süd-
Blanc's Handbuch Ii. 8te Aufl.
23
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Peter_Anich Augusts Mainhard Margarethe_Maultasche Andreas_Hofer
548
A. Europa.
mentalbegleitung aufgeführt wird, deren schönsten, allbewunderten Theil das
Miserere (der 57. Psalm) von Allegri ausmacht, welches bei ausgelöschten
Lichtern in der Dämmerung von 32 Stimmen gesungen wird. Ebenso
ergreifend ist am Charfreitage während der Miesse der höchst einfache
Gesang, in welchem die ganze Passion nach den Worten Johannes vorge-
tragen wird. An beiden Tagen, am Donnerstag und Freitag, wurde früher
die ungeheure Peterskirche einzig von dem zauberischen Lichte eines großen,
von der Decke des Gewölbes gerade über den Hochaltar herabschwebenden,
mit vielen Lampen besetzten Kreuzes erleuchtet; die vielen Unordnungen aber,
welche die au sich so schöne und bedeutungsvolle Sitte herbeiführte, veran-
laßten den Papst Leo Xii., diese Erleuchtung 1824 zu verbieten. Ueber-
Haupt gehören die mancherlei kirchlichen Feierlichkeiten, welche in der Char-
woche, vom Palmsonntage bis zum Osterfeste theils in der Sixtinischen
und Paulinischen Capelle im Vatican, theils in der Peterskirche selbst
begangen werden, zu den bedelltsamsten und herrlichsten Gebräuchen der
katholischen Kirche, die nur durch die häufige Wiederholung und den Mangel
an Andacht bei dem schaulustigen Volke an Eindruck verlieren.
Hinter
dem vaticanischen Palast liegt ein stiller, wenig besuchter Garten und auf
der dem Vatican entgegengesetzten Seite der Peterskirche der Palast der
Inquisition. — Der zweite päpstliche Palast wird der Quirinal, von
dem Hügel, worauf er liegt, auch wohl Monte Cavallo (Pferdeberg)
genannt. Gregor Xiii. ließ ihn 1574 anlegen und viele der folgenden
Päpste haben daran gebaut, so daß er jetzt zwar einen großen Umfang,
aber wenig Uebereinstimmung der Theile zeigt. Wegen seiner gesunden
Lage auf einer Höhe und doch beinahe in der Mitte der Stadt ist er statt
des abgelegenen und ungesunden Vaticans die gewöhnliche Residenz der
Päpste. An Pracht- und Kunstwerken leidet er aber gar keinen Vergleich
mit dem Vatican; u. a. findet sich hier Thorwaldsens Alexanderzug, ein
Basrelief. Vor dem Palast stehen zwei kolossale Gruppen, wahrscheinlich
Castor und Pollux, jeder ein Roß bändigend, dargestellt, daher der Name
des Hügels und Palastes, und zwischen ihnen ein ägyptischer Granitobelisk.
Der weitläufige Garten hinter dem Palast ist zwar einfach, enthält aber
doch viele herrliche Antiken und Wasserkünste. — Der dritte ehemalige
päpstliche Palast, neben der Kirche St. Johann vom Lateran, welchen
Sixtus V. erbaut, ist 1839 hergestellt worden und enthält ein Museum
und Kunstgegenstände. In der Nähe des Quirinals liegen die Kirchen
8. Andrea, delle Fratte, worin Zoega und Angélica Kaufmann begraben
sind, und 8. Antonio, wo im Januar die Thiere durch Weihwasser ein-
gesegnet werden.
Nirgend ist der Gegensatz des alten und neuen Rom
auffallender, nirgend die Ueberbleibsel der ehemaligen Herrlichkeit mehr zu-
sammengedrängt, als auf dem Capitol und dem Forum romanum, dem
Mittelpunkt alles Lebens und alles Verkehrs im alten Rom. Das Ca-
pitol, jetzt il Campidoglio, das Heiligthum und die Burg der alten
Stadt, nahm den Gipfel des capitolinischen Berges unweit der Tiber ein;
hier waren auf einem kleinen Raum mehrere Tempel, vorzüglich der des
Jupiter, und die eigentliche Burg, letztere mit dem tarpejischeu Felsen,
von welchem man Verbrecher herabstürzte, zusammengedrängt, und von seiner
ansehnlichen Höhe führten steile Wege und Treppen nach dem unten das
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Johannes Leo_Xii Leo Gregor_Xiii Gregor Thorwaldsens_Alexanderzug Johann Sixtus_V. Andrea Angélica Antonio Campidoglio
Extrahierte Ortsnamen: Europa Paulinischen_Capelle Rom Rom